Die Suchbegriffe „U-Bahn Berlin“ und „Überfälle“ ergeben bei der Online-Recherche eine Reihe von Schreckensszenarien. Räuberische Jugendbanden, die Touristen „abziehen“, Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung. Mehr als ein Grund, sich als Tourist zu fragen: Wie sicher ist die U-Bahn in Berlin? Die Antwort darauf gibt ein Überblick über mögliche Gefahren und das richtige Verhalten im „Berliner Untergrund“.
Wirklich dunkel und schaurig? Die Berliner U-Bahn im Check:
Das erste Mal als Tourist in der U-Bahn in Berlin unterwegs – da kommt schnell ein wenig Unsicherheit auf:
- Lese ich den Fahrplan richtig?
- Darf ich mein Fahrrad mitnehmen?
- Und warum gucken die alle so böse?
Das sind typische Fragen, die sich U-Bahn-Neulinge in der Hauptstadt stellen. Bevor es daran geht, diese zu beantworten, gibts einen Kurzüberblick über die Berliner U-Bahn:
- Geschichte: Die Berliner Hochbahn fuhr erstmals 1902. Bereits ein Jahr später führte sie in Charlottenburg durch einen Tunnel – die Inspiration für eine U-Bahn in Berlin. Deren Streckenausbau zum Richard-Wagner-Platz in Charlottenburg begann 1905. Bis Oktober 1913 entstanden 35 Kilometer U-Bahnstrecke im gesamten Stadtgebiet. Als eine der ersten kommunalen Strecken existierte die „Nord-Süd-Bahn“, heute als Linie U 6 bekannt.
- Länge: Inzwischen erstreckt sich das U-Bahnnetz Berlin über 146 Kilometer. Zehn U-Bahnlinien fahren die insgesamt 173 U-Bahnhöfe an.
- Fahrpläne: An Werktagen fahren die U-Bahnlinien in Berlin ab 4.00 Uhr morgens. Bis 1.00 Uhr nachts geht der Fahrbetrieb. Tagsüber im Fünf-Minuten-Takt, am Abend alle zehn Minuten. An den Wochenenden können Einheimische und Touristen 24 Stunden am Tag mit der U-Bahn fahren. Die meisten Linien kommen im Zehn-Minuten-Takt. Nachts kann sich die Wartezeit auf eine Viertelstunde erhöhen.
- Fahrkarten: Die Berliner U-Bahn gehört zum VBB, dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. Eine Tageskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt schließt daher die U-Bahn ein. Alternativ kaufen Urlauber an den Automaten am Bahnsteig separate Fahrscheine. Auch größere Bahnhöfe sind dafür eine geeignete Anlaufstelle.
Welche Gefahren lauern in der Berliner U-Bahn?
2023 kam es in den öffentlichen Verkehrsmitteln Berlins zu insgesamt 4.358 Straftaten. Die Mehrheit – ganze 1.959 – fand in der U-Bahn statt:
- 920 Taschendiebstähle
- 512 einfache Diebstähle
- 254 Körperverletzungen
- 53 Sexualdelikte
Auch Raub, Nötigung, Freiheitsberaubung und Bedrohung sind in der Kriminalstatistik der Berliner Polizei vertreten. Mehr als 370 Gewaltdelikte in einem Jahr.
Bei einem Blick auf solche Zahlen stellen sich Touristen die berechtigte Frage, ob sie überhaupt in eine U-Bahn steigen sollten. Ein kleiner Lichtblick: Die meisten Straftaten in U-Bahnen finden nachts statt. Also grünes Licht für alle, die sich tagsüber einen sicheren Städtetrip durch die Hauptstadt wünschen.
Welche U-Bahnlinie ist besonders gefährlich?
Zu den gefährlichen U-Bahnstrecken in Berlin zählt die U 8. Die Nord-Süd-Linie startet in Wittenau und fährt über:
- Gesundbrunnen
- Alexanderplatz
- Kottbusser Tor
An der Hermannstraße in Neukölln kommt sie schließlich an.
Das Problem: Vier der Bahnhöfe, die die U 8 ansteuert, gehören zu den „kbO’s“, den kriminalitätsbelasteten Orten in Berlin. Davon gibt es laut der Polizei Berlin sieben :
- Alexanderplatz
- Görlitzer Platz/Wrangelkiez
- Hermannplatz/Donaukiez
- Hermannstraße / Bahnhof Neukölln
- Kottbusser Tor
- Rigaer Straße
- Warschauer Brücke
An diesen Orten kommt es überdurchschnittlich häufig zu erheblichen Straftaten, darunter Rauschgifthandel, gefährliche Körperverletzung sowie gewerbs- und bandenmäßiger Taschendiebstahl.
Aufgrund der hohen Kriminalitätsrate herrscht an den kbO’s erhöhte Polizeipräsenz. Reichen uniformierte Beamte nicht aus, um Urlaubern ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln? Dann heißt die letzte Lösung: die U-Bahnlinie 8 beim Städtetrip meiden.
Tipp: Seit Jahresbeginn 2024 verhilft ein Pilotprojekt der U 8 in Berlin zu mehr Sauberkeit und Sicherheit. Das gelingt durch eine ständige Präsenz von Reinigungs- und Sicherheitsmitarbeitern.
Verhaltenstipps in der Berliner U-Bahn
Durch unbedachtes Verhalten von Touristen nehmen die Gefahren in der U-Bahn in Berlin schnell zu. Wer sicher durch die Hauptstadt kommen möchte, sollte sich daher an folgende Tipps halten:
Erst raus, dann rein
Viele U-Bahnlinien und Bahnsteige in Berlin scheinen während der Stoßzeiten vor Menschen zu bersten. In den Waggons steht eine Menschenmenge, auf dem Bahnsteig die andere.
Sobald sich die U-Bahn-Tür öffnet, droht durch hinein- und hinausdrängende Fahrgäste Chaos. Ein Ellenbogenstoß in die Rippen oder ein Tritt auf den Fuß sind noch die geringsten Probleme. Denn Taschendiebe machen sich das Gedränge oft zunutze, um Einheimische und Touristen um ihre Wertsachen zu erleichtern.
Um das zu vermeiden, gilt die Regel: Erst die Menschen aus der U-Bahn hinauslassen, danach selbst einsteigen.
Nicht einschlafen
Drängelnde Menschen sind für Taschendiebe ein gefundenes Fressen – schlafende Fahrgäste aber auch. Nach einem Nickerchen in der Bahn sind schnell Geldbörse und Smartphone verschwunden. Ein guter Schutz vor flinken Fingern:
- Augen offenhalten.
- Wertsachen eng am Körper tragen.
- Taschen und Rucksäcke gut festhalten.
Insbesondere nachts nehmen Taschendiebstähle in der U-Bahn zu. Wer merkt, dass ihm die Augen zufallen, sollte sich lieber hinstellen als setzen. Das hält vom Schlafen ab und gibt einen besseren Überblick über das Treiben im Waggon.